Am 7.
Dezember
1954 kam Lew Kopelew aus dem Strafvollzug frei. 1956
heiratete er Raissa Orlowa. Im selben Jahr erfolgte seine
Rehabilitierung und die Wiederaufnahme in die KPdSU. Seit 1955
lebte er wieder in Moskau, wo er 1960 eine Stellung als
wissenschaftlicher Mitarbeiter am Institut für Kunstgeschichte
fand.
1962
begegnete Kopelew zum ersten Mal Heinrich Böll in Moskau. Es
folgten
zahlreiche weitere Zusammenkünfte – eine lebenslange Freundschaft
begann.
In Reaktion auf
die Verhaftung der Schriftsteller Juli Daniel und Andrei Sinjawski
im September 1965 begann Kopelew, sich für deren
Freilassung und gegen eine Restalinisierung einzusetzen. Darauf
folgten im Mai 1968 sein Ausschluss aus der Partei und die
Entlassung aus dem Institut. Er erhielt Berufsverbot sowie ab
1975
Publikations- und Auftrittsverbot in der UdSSR. 1977 schloss
ihn der Schriftstellerverband aus.
Während einer
Reise in die Bundesrepublik Deutschland bürgerte die
Sowjetregierung Kopelew am 12.
Januar 1981 aus. Er und seine Frau
siedelten sich in Köln an.
1981
erhielt er die Ehrendoktorwürde der Universität zu Köln und lehrte
als Gastprofessor in Göttingen. Bis zu seinem Tod war er
schriftstellerisch und wissenschaftlich tätig. Er setzte sich
nachhaltig für die deutsch-sowjetische Völkerverständigung ein und
initiierte 1985 die Herausgabe der zehnbändigen
„West-Östlichen Spiegelungen“, in denen die deutsch-russischen
Stereotype aufgearbeitet werden. In den Jahren 1989 und 1990
reiste er wieder nach Russland. 1990 erhielt er die
sowjetische Staatsbürgerschaft zurück. Am 18. Juni 1997
starb Lew
Kopelew in Köln.
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